Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Auf der Rückfahrt hatten wir großes Glück, denn wir fuhren mit einem der letzten Züge, die noch nicht bombardiert wurden. Ich kam nach Leningrad und war unsäglich glücklich, zu Hause zu sein.
  2. In dieser Zeit verschlechterte sich aber die Lebensmittelversorgung, die Kartoffelration war 5 kg für eine Person. Es gab Warteschlangen, die Lebensmittelrationen wurden immer geringer.
  3. Um den 1. September waren die Lebensmittel ganz knapp: 100 g Butter für eine Person und Brot, das damals noch reichte.
  4. Im September gingen wir in die Schule, aber nicht in unser Schulgebäude, sondern in den Luftschutzraum in der Rossi-Straße. Die Keller da waren unterteilt, jede Klasse lernte im eigenen Raum.
  5. Unterrichtet wurden nur zwei Fächer: Russisch und Arithmetik. Es wurde bombardiert und bereits beschossen, denn die deutschen Truppen hatten die Duderhofer Höhen erobert. Sie erheben sich über Leningrad, von da aus war alles zu sehen.
  6. Die einzige Höhe, die nicht erobert war, war die Pulkowo-Höhe mit dem Observatorium, sie wurde verbittert verteidigt. Und an den Duderhofer Höhen, auf dem sogenannten Rabenberg, stand ein riesiges Geschütz, es wurde „Dicke Bertha“ genannt.
  7. Da war es leicht, die Stadt viertel- und blockweise zu beschießen. Der Beschuss war gut organisiert und schrecklich.
  8. Ich hatte Angst, denn als Kind meinte ich irgendwie, dass eine Granate mir einen Arm oder ein Bein abreißen könnte. Eine Bombe würde gleich töten, nicht so schlimm