Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Wir lasen in der Zeitung, dass vor den deutschen Botschaften lange Schlangen stehen. Das weckte unser Interesse. Und es wurde geschrieben… Wie war das? … dass Leute hier einen festen Wohnsitz bekommen. Ich sagte: „Lass uns für alle Fälle Dokumente besorgen.“ Wir taten das, all diese Bescheinigungen kosteten Geld und nicht wenig.
  2. Und wir erhielten schnell – kaum ein Jahr später – die Antwort. Es war schade um das Geld für die Bescheinigungen, und so fuhren wir los. In Unna sagte ein Genosse zu uns: „Ratingen ist eine sehr gute Stadt.“ Für mich war es aber wichtig, dass es in der Nähe des Flughafens liegt, um nach Leningrad zu fliegen. Wir erfuhren, dass man von hier schnell zum Flughafen kommt und entschieden uns für Ratingen.
  3. Wir bereuen es nicht, uns gefällt es hier. Erstens führen wir hier ein erfülltes Leben, dort hatten wir keine Zeit dazu. Die letzten Jahre habe ich nicht gearbeitet, ich war schon Rentnerin. Und Mischa beschäftigte sich mit Telepathie. Wir fuhren in verschiedene Städte, er hielt dort Vorträge und machte Saalvorführungen.
  4. Das Leben war scheinbar auch erfüllt, aber wir hatten keine Zeit für Kultur. Und hier singe ich im Chor, male und tanze. Und er geht natürlich auch überall hin. Zunächst mochte er es nicht so gerne, vor allem die Chorauftritte. Er hat sich jetzt daran gewöhnt und geht hin. Also, wir nehmen am ganzen Gemeindeleben teil.