Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich hatte schon eine Familie, eine Tochter. So brauchte ich eine Arbeit, ich musste mich um Unterkunft und Einkommen kümmern. Also die üblichen Alltagssorgen. Wissen Sie, ich möchte noch bemerken: Mir begegneten auf meinem Weg sehr viele gute, intelligente und anständige Menschen. Ich weiß nicht warum.
  2. Ich werde nicht über alle meine Peripetien erzählen. Ich sage nur: Im Werk arbeitete ich ehrlich zehn Jahre ab. Ich verließ das Werk, ich werde noch darüber erzählen. Meine letzte Position im Werk war Leiter der Abteilung für Rationalisierung, Innovation und technische Information.
  3. Das Stadtteilkomitee versuchte, eine Beschäftigung für mich zu finden. Das war Ende der 1950er-Jahre. Ihnen fiel nichts anderes ein, als mir anzubieten, als Erzieher im Waisenhaus zu arbeiten. Genauer gesagt, ihnen gelang nichts anderes. Ich nahm die Stelle des Erziehers an. Ich arbeitete da vielleicht sechs Monate.
  4. Vielleicht habe ich selbst so ein Verhältnis zu den Menschen. Jemand ohne Beziehungen konnte einfach so keine Arbeit finden. Damals wurden Wirtschaftsverwaltungsbehörden eingerichtet. Ein Mann, seinen Namen nenne ich gleich, hatte noch vor dem Krieg zusammen mit dem ältesten Bruder meiner Mutter gearbeitet.
  5. Sie waren in einem Werk, das Lokomotivwerk hieß, tatsächlich war es das Panzerwerk Nr. 183. Ich weiß nicht, wo er nach dem Krieg arbeitete, wir haben uns selten gesehen. Der Onkel war in der Zeit schon tot. Alexej Andrejewitsch war jünger als er.
  6. Er war Elektroingenieur von Beruf und wurde stellvertretender Leiter der Verwaltung der Elektrotechnischen Betriebe in der Wirtschaftsverwaltungsbehörde. Er hieß Alexej Ossipenko. Dubrawa war bereits in Moskau, weit weg. Ich sprach mit Ossipenko, er wollte etwas unternehmen.
  7. Ich weiß nicht, wie viele Monate ich arbeitslos blieb, es war eine ganz schlimme und schwere Zeit. Ich hatte schon eine Familie, meine Frau arbeitete in der Schule. Er konnte dann einen Werksdirektor überreden, mich einzustellen. Das war das Kunststoffwerk. Ich stieg da sozusagen vom Soldaten zum General auf, vom Arbeiter zum Abteilungsleiter.
  8. Als ich ins Werk kam, konnten sie meine geisteswissenschaftliche Ausbildung nicht gebrauchen. Ich wurde in die Abteilung für Qualitätskontrolle geschickt. Ich war Kontrolleur der 6. Stufe und arbeitete meine Lehrzeit ab. Der Lohn war für diese Zeit mehr oder weniger gut, es gab Prämien.