Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Was die Bildung anbelangt, kann man behaupten: Die Perestroika-Jahre waren eine jüdische Renaissance. So war es wohl auch in Leningrad und in der ganzen Sowjetunion. Der Kontakt zu Israel und dem Westen wurde schon intensiver. Vielleicht wissen Sie, schon seit langem existiert in Israel die Offene Universität in Jerusalem.
  2. Sie begann schnell ihre Filialen zu eröffnen, mit Unterstützung der Sochnut usw. In Charkow wurde ebenfalls eine Filiale eröffnet. Ich weiß nicht, vielleicht bin ich besonders gierig auf Innovationen. Kurz gesagt, ich besuchte da drei Abendkurse.
  3. Der erste Kurs war Holocaust; man kann sagen, alles begann damit. Der zweite Kurs war Kultur des osteuropäischen Judentums. Der dritte Kurs war die mündliche Tora. Ich interessierte mich vorwiegend für den ersten Kurs, ich absolvierte ihn komplett.
  4. Nach dem Abschluss der Kurse in dieser Filiale wurde mir angeboten, dort Vorträge über Holocaust für andere Studenten zu halten. Ich tat das auch. Ich bin im bestimmten Maße ein Multispezialist, das bedeutet aber nicht, dass ich zu den Menschen gehöre, die alles machen, das überhaupt nicht. So empfingen wir die Perestroika, ich rede immer noch von mir persönlich.
  5. Was kann ich noch über meine Person ergänzen? Ich weiß nicht, ob das interessant ist oder nicht. Ihr ergebener Diener war Mitglied der KPdSU und das ganz bewusst und ohne Reue. Ich zähle mich nicht zu denjenigen – ich schätze sie nicht –, die ihre Parteiausweise öffentlich verbrannten oder wegwarfen.
  6. Ich nahm meine Partei-Karteikarte und den Parteiausweis nach Deutschland mit. Wenn ich gefragt werde: „Wieso das denn?“, antworte ich lächelnd: „Gibt es in Deutschland etwa keine Kommunistische Partei?“