Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Über mich sagt man: „Trostanovskij ist nicht dumm, vielleicht sogar klug. Er ist anständig und weiß Einiges. Er ist aber Atheist.“ Ja, ich bin Atheist. Also, ihr ergebener Diener ist Atheist. Er teilte aber nie die Meinung: Materialismus und Idealismus seien durch eine Mauer voneinander getrennt.
  2. Ich sagte immer, mal laut und mal leise, das ist hier auch bekannt: Ich bin nicht der Meinung, dass es Phänomene in der Natur und in der Gesellschaft gibt, die rein materiell oder idealistisch sind.
  3. Sie berühren immer einander, diese Elemente sind mal mehr mal weniger vertreten usw. Aber – ich sage es Ihnen – ich bin natürlich Jude, aber säkularisierter Jude, ich bin kein religiöser Jude. Mein Vater konnte aber hervorragend Hebräisch und Jiddisch und kannte sich in der jiddischen Literatur aus, er las, schrieb usw.
  4. Was will ich damit sagen: Religion ist wie jedes andere Phänomen… Da geht es praktisch wieder um Freiheit, der Mensch ist frei. Wenn ich Menschenansammlungen sehe, egal welcher Konfession – katholisch, evangelisch, muslimisch oder jüdisch… Vielleicht kann ich etwas nicht ganz begreifen.
  5. Überhaupt ist Religion für große Massen, Religion für die Menge für mich unbegreiflich. Ich würde die Religion mit der Liebe vergleichen, sie ist intim. Wenn aber hundert Leute einer Erzählung lauschen – sagen wir mal über das jüdische Neujahrsfest oder über Haman und die Esther-Rolle… Ja, so sehe ich es.