Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich war sieben, als ich auf die jüdische Schule kam. Ich lernte da einige Jahre. Danach wurde die jüdische Schule aufgelöst und alle Schüler wurden an die weißrussische Schule versetzt. In der weißrussischen Schule schloss ich die vierte Klasse ab und kam vor dem Krieg in die fünfte Klasse.
  2. In der jüdischen Schule waren die Klassen natürlich voll, denn es war ein jüdischer Ort. Andere – Weißrussen und Russen – ließen sich am Rande nieder. Im Zentrum (von Propojsk) standen vorwiegend jüdische Häuser, und es gab noch eine dünne Schicht anderer Völker.
  3. Daher waren die Klassen voll. Es war eine Siebenklassen-Schule. Meine erste Lehrerin kam von auswärts, eine junge Frau. Später zog sie schnell weg. Danach kam Sofi Joschirowna, sie war streng, aber sehr gerecht. Stellvertretende Schulleiterin für Unterricht war Nina Naumowna, ich kann mich an die Leute noch erinnern.
  4. Es gab noch andere Lehrer, keiner (außer Nina Naumowna) kam nach dem Krieg zurück. Manche waren mit mir zusammen im Ghetto und kamen um. Ja, diese Erinnerung… Als (noch) Pferde da waren, fuhren mein Vater und ich oft in den Wald. Sie fällten dort Holz und transportierten es ab. Und wir Jungs sammelten Beeren und Pilze, die Zeit war so… Wir kannten nichts anderes. Und die harte Zeit kam immer näher.