Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Als wir nach Klinzy zurückkehrten, hatten wir noch das Pferd und einen Wagen... Da tauchte plötzlich eine Gruppe junger Männer auf. Sie entdeckte das Pferd, das in einem Schuppen versteckt war. Sie nahmen es mit. Das war auch da auf dem Hof (wo wir unterkamen), (doch) man konnte sich ihnen nicht nähern, weil sie in Pogromstimmung waren.
  2. Am Ortsrand von Klinzy war ein mit Stacheldraht umzäunter Platz. Dort befanden sich unsere gefangenen Soldaten, eine Riesenmenge. Wir kamen provisorisch in einem Haus unter – wenige Tage vorher hatten wir da schon mal gewohnt. Da waren bereits andere Juden, die die Zimmer belegten. Und wir kamen auf der Veranda unter. Es gab da viele Kinder, und die Veranda war brechend voll.
  3. Dann tauchte ein junger Mann auf, ein Weißrusse. Er trat ins Haus ein und benahm sich wie der Hausbesitzer. Das Haus war allerdings jüdisch. Die Juden waren fortgegangen, hatten es dann aber nicht geschafft. Dann kam die junge Tochter des Hausbesitzers, sie war um die 17. (Doch) der Mann lief da herum, durchsuchte (das Haus) und benahm sich schon wie der Hausbesitzer.
  4. So ging es einige Tage. Da war auch eine (meiner) jüdischen Lehrerinnen mit ihrem Jungen. Er war um die 10. Als wir eines Nachts schliefen, bewegte sich plötzlich die ganze Veranda. Wir standen auf und sahen dann denselben (weißrussischen) Mann mit einer Axt in der Hand. Er wagte nicht, seine Untat durchzuführen, rührte niemanden an. Wir begriffen aber, dass wir weg müssen. Gleich an diesem Tag machten wir uns fertig und gingen nach Krasnopolje.