Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Wir wurden aus der Tschechoslowakei nach Odessa verlegt. In Odessa kam ich zu einer mechanisierten Einheit, wo ich (noch) kurz arbeitete. Am 28.12.1945 reichte ich ein Entlassungsgesuch ein und wurde demobilisiert. Ich kam nach Weißrussland, wo alles niedergebrannt war. Ich traf meine Großmutter, man erkannte mich nicht wieder.
  2. Das war ein Wiedersehen… Keiner (sonst) war da, alle waren umgekommen. Mein Vater und seine zwei Brüder – über sie war nichts bekannt. Einer, Isaak, war in der Brester Festung, er ist da gefallen, 1941. Laut (behördlichen) Angaben ist mein Vater 1943 bei Stalingrad gefallen.
  3. Und der dritte, Abrascha, war bei der Kriegsmarine, (erst) in Kronstadt und danach in Riga, in Balderaja, einem Marinestützpunkt. (Es) kam ein Brief und ich fuhr sofort dahin, 1946. Ich fand ihn (meinen Onkel) in Riga… Später, 1947, zogen wir um, er holte uns nach Riga.
  4. Ich arbeitete da und baute Riga wieder mit auf – beim 1. Baubetrieb. Danach arbeitete ich als Leder-Zuschneider in einer Schuhfabrik. Später, 1968, kündigte ich da, weil ich eine Auszeit brauchte. Von 1965 bis 1970 studierte ich am elektromechanischen Technikum in Riga. Ich machte 1970 meinen Abschluss als Technologe für Halbleiter-Technik.
  5. Dieses Diplom habe ich immer noch. Ich arbeitete (im diesem Beruf) aber nicht, da die Löhne gering waren. Und ich arbeitete als Fahrer… Zunächst war ich Schlosser für Gasleitungen und wartete die Geräte. Danach war ich Fahrer beim Stördienst, es (gab da) einen riesengroßen Lkw.
  6. Dann hörte ich (auch) da auf und arbeitete eine Zeitlang als Ingenieur für unterirdische (Gas-)Leitungen – Stromversorgung, Abteilung kathodischer Korrosionsschutz. Der Lohn da war ebenfalls gering, sodass ich wechselte und als Mechaniker bei einem Sondertransportbetrieb arbeitete. Die letzten acht oder zehn Jahre war ich als Mechaniker im Schichtdienst tätig und ging dann in Rente.