Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ja, ich habe 1956 geheiratet. Ich habe eine Tochter, die hier mit ihrer Familie lebt. Aber ich ließ mich scheiden – 1982 (1992) oder sogar früher, das weiß ich nicht mehr genau… Ich hatte vor ins Ausland auszuwandern.
  2. Und ich wäre schon längst ausgewandert, hielt mich aber irgendwie zurück. Und sie (meine damalige Frau) wollte nicht auswandern. Dann eben nicht (dachte ich), ich wandere aus. Als es dann soweit war, war sie auch einverstanden mitzukommen.
  3. Da war ich aber schon geschieden… Die Tochter war bereits hier, es war…, ja, 1992. Und wir haben den Antrag in der Botschaft gestellt. Sie (meine Frau) hat mir im allerletzten Moment ihre Papiere gegeben: „Ich will mit.“ Ich nahm ihre Papiere mit, die Botschaft war noch in Leningrad.
  4. Da wurden ihre (Papiere) zurückgewiesen. Es war gut, dass ich den Mund aufmachte und auf Jiddisch sagte: „Das ist Mutter von der Kinder.“ Die Papiere wurden dann (doch) angenommen, sie kam (mit) hierher und wir hatten keine Probleme dabei. Wir kamen alle (erst) nach Nürnberg.
  5. Die Kinder waren da arbeitslos und später fanden sie hier (in Düsseldorf) eine Arbeit. (Der Schwiegersohn) arbeitet bei der Luftfahrt. Später zog sie (meine geschiedene Frau) auch zu ihnen und ein Jahr danach (folgte ich). Ich war ja alleine da (in Nürnberg), die Tochter sagte: „Was willst du alleine machen?“ Ich sagte: „Mir geht es hier gut, die Stadt ist gemütlich.“ – „Zieh hierher um!“ Also, sie hat sich durchgesetzt.
  6. In dieser Zeit wurde im Baltikum bereits geschossen. Es kam zu Unruhen und es begann ein wirklicher Nationalismus. Die ehemaligen SS-Leute der lettischen SS-Division marschierten schon in Kolonnen. Und uns wurde da ein bisschen bange und das gab uns einen Ruck (für die Auswanderung).