Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Nun, ich habe meiner Familie nicht von all diesen tragischen Ereignissen erzählt. Aber oft… Als mein Onkel in Riga noch lebte, versuchte er irgendwie… Und wenn ich zu erzählen begann, begann er zu weinen und ich auch. Und wir brachen das dann ab, und ich erzählte nicht mehr.
  2. Ich wollte (jedoch) einfach, dass meine Kinder wenigstens die Notizen in meinem Manuskript (sehen), nichts weiter. Ein Buch daraus machen? Erstens ist es teuer und sehr kompliziert. Und zweitens will ich es nicht, es soll so bleiben. Wenn jemand vorhaben sollte, aus diesem Material etwas zu machen, dann nachdem ich nicht mehr da bin.
  3. Einmal besuchte mich Paul, der Cousin. Wir gingen nach Benrath, wo das Schloss ist mit einem Café. Wir bestellten eine kleine Flasche Bier und setzten uns. (Er sagte): „Erzähl doch was…“ Ich begann zu erzählen, und er weinte.
  4. Das war vor einigen Jahren. Und ich hörte dann auf mit dem Erzählen. Daher kennt meine Familie nicht alle Einzelheiten. Ich habe auch nie versucht… Der Pritzker (der „Kamerad“ meines Vaters) ist von der Front heimgekehrt und wir haben in einer Schustergenossenschaft zusammen gearbeitet. Seine jüngste Tochter liegt immer noch unterm Holz im Schuppen
  5. . Und ich dachte die ganze Zeit nach, ob ich ihm das sagen soll. Und er sagte die ganze Zeit zu mir: „Wie war das nur möglich? Hättest du wenigstens Roma gerettet…“ Ich sagte: „Aber wie? Ich war doch selbst…“ Und ich traute mich nicht, ihm zu sagen: „Da liegt deine Tochter begraben.“