Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Später, wohl 1943, kam ich in den Kindergarten. Die Lage verbesserte sich etwas. Der Belagerungsring wurde dann gebrochen, und das Leben kehrte allmählich in die Stadt zurück.
  2. Das Radio funktionierte immer, sogar während der schwersten Blockadetage. Das Radio funktionierte und wir erhielten Informationen. Und es erschien eine Zeitung, wohl die einzige. So bekamen wir einige Informationen.
  3. Jedes Mal, wenn die sowjetische Armee Siege errang und russische Städte zurückeroberte, ertönte ein Salut in Leningrad. Die überlebende Bevölkerung ging immer mit sehr großer Freude den Salut anschauen. Das war auch ein großes Fest. Und der Salut (am Tag) des Sieges bleibt für immer unvergesslich.
  4. Ich ging in den Kindergarten. Vom Kindergarten erinnere ich noch, dass die Erzieherinnen da Mädchen um die 16 waren. Und ich weiß noch, dass wir in die Hospitäler gingen, um Konzerte für Verwundete zu geben. Einzelheiten erinnere ich nicht mehr. Ende 1944 wurden wir (dann) über den Tod des Vaters benachrichtigt. Das war in der Zeit keine Seltenheit.
  5. Was ich noch ergänzen möchte: Während der Blockade 1942 starb der jüngere Bruder meines Mannes. Er war erst 17 Jahre alt. Und seine Mutter erinnerte sich (später) immer mit Bitterkeit daran: „Wenn er für die Front mobilisiert worden wäre, hätte er vielleicht da überlebt.“ Er war aber noch nicht wehrpflichtig. Und starb.