Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Bei uns gab es keine großen Veränderungen. Wir spürten aber, bildlich gesprochen, den „Wind der Freiheit“. Man konnte die Obrigkeit kritisieren und offener über die für uns wichtigen Dinge sprechen, über Politik. Im russischen Fernsehen wurden stets die Debatten im Parlament übertragen, die Redner waren sehr interessante Leute. Die Parlamentsabgeordneten waren Historiker und Wissenschaftler.
  2. Kurz gesagt, es kam die Freiheit. Der Eiserne Vorhang fiel nun, und die Leute sahen etwas vom Westen und wie die Leute im Westen (wirklich) leben. Denn uns war seit früher Kindheit eingeflößt worden: Wir leben in dem schönsten und glücklichsten Land. Und die Leute im Westen würden ein unglückliches und hungriges Leben führen.
  3. Einmal wurde ein amerikanischer Arbeitsloser zu uns geholt und uns gezeigt, den Namen weiß ich nicht mehr. Uns wurde über unglückliche Schwarze erzählt, wie sie in Amerika gelyncht würden. In unserem Land dagegen wäre alles ausgezeichnet und hervorragend.
  4. Ja, die Perestroika. Zuerst waren alle begeistert: Nun beginnt ein neues Leben für uns, wir werden wirklich ein neues Land aufbauen. Das stellte sich aber als unmöglich heraus, in kurzer Zeit ist das unmöglich. Wir haben das nicht gleich begriffen. Schließlich verstanden wir es aber und trafen die Vorbereitungen… Wir haben verstanden, dass wir auch fortgehen sollten, man durfte ja auswandern.