Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich fuhr zunächst nach Kiew und wurde an der Medizinischen Militärhochschule aufgenommen. Mein Vater sagte aber zu mir: „Ich will nicht, dass du beim Militär bist wie früher ich.“ Er war 16 Jahre dabei, er diente noch in der Zarenarmee und später während des Bürgerkriegs.
  2. Er sagte: „Nein, arbeite wenigstens als Pädagoge.“ Ich fuhr nach Lwow und wurde an der Uni aufgenommen. Ein Jahr später wechselte ich zur Historischen Fakultät an der Pädagogischen Hochschule in Shitomir. Ich studierte vier Jahre an der Hochschule.
  3. Das Studium an der Hochschule war interessant. Und zwar deswegen – ich verstehe jetzt warum: Aus Kiew kamen sehr bekannte Hochschullehrer zu uns. Das war in der Zeit, als in der Sowjetunion… Wie soll ich es sagen? Das war eine Kampagne unter dem Motto „Kampf gegen Kosmopolitismus“.
  4. Viele Hochschullehrer mussten Kiew verlassen und der Direktor der Pädagogischen Hochschule in Shitomir holte sie zu sich. Er, der Genosse Kolmir, war ein enger Freund des ehemaligen Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der Ukraine, Kowpak.
  5. Man muss sagen, viele Fächer wurden auf gutem Niveau unterrichtet, nicht nur die Geisteswissenschaften, sondern auch Physik und Mathe. Denn viele Freunde von mir promovierten und einer wurde sogar Professor und war am Ende seiner Karriere ein habilitierter Archäologe.