Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich beendete die Schule 1938. In diesem Jahr starb der Vater von ihr (meiner Frau). Wir standen uns schon damals nahe, kurz gesagt, wir waren verliebt. Ihr Vater starb und hinterließ sie und die jüngere Schwester und den Bruder, beide waren noch im Schulalter. Sie war die Älteste, abgesehen von der älteren Schwester, die schon verheiratet und woanders war. Ihre Mutter sagte: „Meine Liebe, du musst jetzt arbeiten, denn ich kann euch alle Kinder nicht mehr versorgen.“
  2. Damals kam ein ehemaliger Schüler zu Besuch in unser Dorf, der an der Akademie für Schutz vor Chemiewaffen studierte. Wir trafen uns jedes Mal, wir waren gute Bekannte. Er erzählte, wie die Versorgung da aussieht, wie viel gezahlt wird usw. So erfuhr ich, dass es dort ein gutes Stipendium gibt. Außerdem muss ich sagen, dass ich mich seit der Kindheit für das Militär interessierte. Ich kannte die Namen aller ehemaligen Feldherren, interessierte mich für ihr Leben usw. Im Allgemeinen wollte ich Soldat werden.
  3. . Nach den Gesprächen entschied ich endgültig, an die Akademie zu gehen… Also, ich wollte an einer Akademie studieren. Dabei fiel meine Entscheidung nicht auf die Akademie für Schutz vor Chemiewaffen, sondern auf die Stalin-Akademie für Mechanisierung und Motorisierung. Bereits 1938 im ersten Studienjahr erhielt ich 350 Rubel, im zweiten schon 450 und im dritten Jahr 600 Rubel. Natürlich unterstützte ich sie ein wenig. Wenn ich in die Ferien dahin kam, brachte ich Schuhe oder ein Kleid mit. So war die Geschichte.
  4. Daher haben wir auch sehr früh geheiratet. Als ich sagte, dass ich auf die Akademie gehen und sie unterstützen werde, meinte ihre Mutter: „Unterstützen – nein, das geht nicht. Wenn ihr ein Ehepaar seid, dann ist es etwas anderes, das ist legitim. Aber so ist es nicht ganz in Ordnung.“ So haben wir 1938 geheiratet, die Ehe geschlossen. Ich ging auf die Akademie, und sie (meine Frau) setzte ihr Studium in Minsk fort.