Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich besuchte die 11. Klasse, und am 24. (Juni) sollte unser Abiturientenball stattfinden. In unserer Klasse gab es um die 30 Leute, 17 Jungen und 13 Mädchen.
  2. Der Krieg brach aus, und natürlich gab es keinen Ball. Die Jungs wurden in den nächsten drei Tagen in die Armee einberufen. Sie waren ganz jung, 18 Jahre alt. Und keiner von denen kehrte aus dem Krieg zurück.
  3. Ca. zwei Monate vorher hatte meine Schwester Schura geheiratet. Ihr Mann wurde zur Arbeit nach Busuluk geschickt, und sie fuhr mit. Und Tatjana musste irgendwo bei der Ernte arbeiten. Ich blieb da und wurde Studentin am Ordshonikidse-Institut für Luftfahrt.
  4. Als die Deutschen bei Moskau standen… Oder soll ich die deutschen Truppen sagen? Da wurde unser Institut nach Almaty evakuiert. Auf diese Weise wurden wir evakuiert: ich und meine Eltern. Unterwegs bei Swerdlowsk gab es einen Unfall, eine Lok prallte gegen die letzten zwei Wagen. Gott sei Dank, wir waren nicht betroffen.
  5. In Swerdlowsk ließ man uns aussteigen und wir kamen nach Krasnoufimsk, um da zu wohnen. In dieser Stadt bekamen wir ein kleines Zimmer, wohl acht Quadratmeter, und mein Vater arbeitete als Schuster am Bahnhof.
  6. Ich wohnte mit meinen Eltern in Krasnoufimsk. Etwas später kam die Schwester Schura, sie war schwanger und bekam dort ihren Sohn Alik. Ich absolvierte den Krankenschwesternkurs, mit Bestleistung, und arbeitete eine Zeitlang im Militärhospital. Denn es wurden Verwundete nach Swerdlowsk, in den Ural, transportiert, und ich arbeitete eine Zeit als Krankenschwester im Hospital.