Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Endlich waren wir im Dorf. Mama erfuhr, dass es das Dorf ist. Es war schon dunkel und wir traten in das erste Haus ein. Ein älterer Mann ließ uns herein. Mama fragte nur: „Wohnen die Gildenbergs hier?“
  2. Er sagte: „Sie wohnten hier. Sie wurden gestern erschossen.“ Und er fragte Mama gleich: „Und wer seid ihr? Habt ihr Papiere dabei?“ Mama antwortete: „Ich habe die Geburtsurkunden der Kinder und meinen Pass.“
  3. Der Ofen wurde gerade geheizt. Er bat als Nächstes darum, ihm die Papiere zu geben, und warf sie sofort in den Ofen. Er sagte: „Und nun geht. Wenn man euch am nächsten Morgen sieht, werdet ihr gleich erschossen. Und ich auch, da ihr in meinem Haus ward.“
  4. Er gab uns Brot und einen Pelzmantel, denn wir hatten keine Kleidung. Er sagte dann: „Geht weg, ändert euren Namen und sagt nicht, wer ihr seid. Geht sofort weg, wenn ihr durchkommen wollt.“
  5. Er zeigte uns, in welche Richtung wir gehen sollten; in der Nacht gingen wir los. Wir machten dann Halt und Mama sagte: „Kinder, um zu überleben, machen wir Folgendes… Bertotschka, wir können dich nicht mehr so nennen. Ab jetzt heißt du anders. Welchen Namen möchtest du haben?“
  6. Meine Lieblingsfreundin hieß Galja und ich sagte: „Mama, nenn mich Galja.“ Ab dann war ich Galja. Zu meiner Schwester Maja sagte sie: „Majetschka, du heißt Manja.“ Sie war natürlich einverstanden. Und Borja war ein Baby. Wir gingen zurück, wieder war unser Weg schrecklich.