Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Was die historische Vergangenheit anbelangt, so hatte sie einen ernsthaften Einfluss. Meine Wahrnehmung von den Deutschen und von allem Deutschen war (früher) schwierig. Bei mir gab es gewisse Vorkommnisse in den 1980er-Jahren… als man versuchte, im Zusammenhang mit der Arbeit in Kontakt zu Fachleuten aus der BRD oder DDR zu treten.
  2. Mir fiel das sehr schwer. Eine gute Bekannte von uns empfing einen Professor aus der DDR bei sich zu Hause. Er war der Kollege ihres Mannes. Und sie wollte, dass ich ihm das Moskauer Umland zeige, den „goldenen Ring“ und andere Sehenswürdigkeiten.
  3. Denn ich drehte da Filme und kannte mich gut aus. Ich wollte es aber nicht und war nicht geneigt, dem Deutschen irgendwie näher zu kommen. Unsere Bekannte konnte aber Druck machen und sie überredete mich mitzufahren.
  4. Es ergab sich noch, dass er und ich in einem Zelt schlafen mussten. Er konnte ziemlich ordentlich Russisch und war ein Mensch, der mein angestautes negatives Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen aufbrach. Es war ein sehr netter Mensch und die Gespräche ebenso. Seitdem änderte sich irgendwie mein Verhältnis.
  5. Danach kam die Reise nach Ungarn – zu Onkel Jeno, dem ältesten Bruder meines Vaters. Als wir auf seine Datscha kamen, wohnte da bei ihm ein Ehepaar aus der DDR, aus Dresden. Und sie hielten uns für ihre Verwandten. Nachdem sie erfahren hatten, dass ein Verwandter Onkel Jeno besuchen wird und zudem aus Moskau, sorgten sie für eine angenehme Atmosphäre.
  6. Kurz gesagt, wir traten dann in einen Briefwechsel. Und etwas später, 1989 oder 1990, luden wir sie nach Moskau ein. Sie verbrachten zwei Wochen in Moskau und luden uns dann zu sich ein. Auf diese Weise kam ein Verhältnis zu Deutschland zustande und es wurde gut.