Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. 1938 war für mich auch sehr schwer. Ich war schon 10 Jahre alt und ging in die vierte Klasse. In dieser Zeit kam es in Rumänien zu einem Staatsstreich. Außenminister Calinescu wurde ermordet, der König war machtlos. An die Macht kam die Partei des Professors Cuza.
  2. Er kam an die Macht. Und der Faschismus und Antisemitismus tobten sich so aus, dass Sie sich keinen Begriff davon machen können. Auf der Straße wurde getötet und geschlagen. Das Ganze dauerte zwei Wochen lang.
  3. Danach wurden die Militärs aktiv, sie stürzten die Putschisten. Auf der Hauptstraße lagen vier Leichen, und hier stand geschrieben: „Das erwartet alle, die gegen den König sind.“ Sie können natürlich sagen: Wie warst Du denn davon betroffen?
  4. Ich war in dem Sinne betroffen, dass eine Schullehrerin Mitglied dieser faschistischen Partei war. Ich war bei ihr die ganze vierte Klasse über und sie schlug mich mit dem Lineal. Sie sagte: „Gib mir das Lineal.“
  5. Ich gab es ihr und hielt die Hände so, sie (schlug) darauf. Oder sie zwang mich, in der Ecke auf Maiskolben zu knien. In dieser Zeit erlebte ich Erniedrigungen, ich war körperlich und moralisch am Boden.
  6. Ich beendete dann die vierte Klasse. Weiter konnte ich nicht lernen, weil das Gymnasium kostenpflichtig war. Bei uns war es so: vier Klassen Grundschule, danach acht Klassen Gymnasium und daraufhin die Universität – wenn man Geld hatte.
  7. Ich hatte aber nichts und mein Schicksal war es, Handwerker zu werden, einen Beruf zu erlernen. Was macht ein armer Jude: Schneider, Schuster, Klempner oder etwas in der Art. Ich ging bei einem Schneider in die Lehre.