Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich kam ohne Deutschkenntnisse hierher. Ich konnte Rumänisch und auch Englisch, weil ich vorhatte zu promovieren, da hätte ich eine Sprachprüfung ablegen müssen. Englisch war kein Problem für mich.
  2. Genauso wie mein Vater kann ich schnell Fremdsprachen lernen. Usbekisch frei sprechen konnte ich bereits nach sechs Monaten. Jetzt kann ich mich hier mit den Türken unterhalten.
  3. Ich lernte Deutsch bei der Gemeinde. Als ich gesehen habe, wie die Sprache da unterrichtet wird, dachte ich: „So werde ich sie nie beherrschen können.“ Dann lernte ich Deutsch autodidaktisch. Meine Erfahrung half mir dabei, vier Jahre später konnte ich frei Deutsch sprechen.
  4. Heute ist es überhaupt kein Problem, ich habe sogar Vorträge über die Geschichte des Jiddischen in Basel auf Deutsch gehalten. Kein Problem, ich vergesse sogar das Russische, offen gesagt. Sie haben ja bemerkt, das Wort Sack kann ich eher auf Deutsch sagen und nicht auf Russisch.
  5. Die Sprache ermöglichte es mir, mit den älteren Gemeindemitgliedern zu kommunizieren. Auf Jiddisch, dann auf Deutsch. Außerdem haben wir 200 Leute aus Rumänien, mit denen kommuniziere ich auf Rumänisch. So wurde ich voll aufgenommen, was leider selten bei unseren (Emigranten) der Fall ist.
  6. Die neuen Emigranten sind von den alten getrennt. Die alten kommen auch aus Polen, Rumänien und so weiter, gelten aber als alte. Die Sprache ermöglichte mir, in der Gemeinde zu arbeiten. Abgesehen von der Bibliothek und…
  7. Wissen Sie, die Bibliothek ist auch ein Sozialamt. Alle kommen dahin, wenn sie Hilfe brauchen: Briefe übersetzen, betreuen, dies und das. Wir weisen keinen zurück, so verbesserten wir den Ruf unserer Bibliothek. Leute kommen in die Bibliothek, weil sie es da gut und bequem haben.
  8. Der Vorstand und der Geschäftsführer der Gemeinde bitten uns ständig, Delegationen zu empfangen. Sie brauchen jemanden, der mit den Gästen spricht und die Gemeinde vorstellt.
  9. Ich gehörte zur Repräsentanz, ich war da kein Mitglied, alle wollten, dass ich da arbeite. Ich glaube aber, dass ich von dieser Seite aus mehr tun kann.