Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Nun über den jüngeren Bruder, bei dem wir (kurz) gewohnt hatten. Wie schon gesagt, hatte er in Berlin studiert, die Polytechnische Hochschule gibt es auch heute noch. Er als Kommunist… Ich weiß nicht, er war Leiter des Stadtsowjets oder so und hatte einen wichtigen Posten inne. (Er kam) nicht ins Ghetto, sondern in ein Lager für Parteifunktionäre, Kommunisten usw., ein Sonderlager.
  2. Also der Onkel, seine Frau Bljuma und ihre Tochter… Wir hatten vier Tage bei ihnen gewohnt. Es stellte sich heraus, dass der Chef dieses Lagers für offenkundige Antifaschisten, Kommunisten, ein SS-Oberst war: Mein Onkel kannte ihn nicht nur, sie hatten fünf Jahre lang ein Zimmer im Wohnheim (geteilt), der Deutsche und Onkel Isaak. Sie hatten aus einer Schüssel gegessen, aus einer Tasse getrunken.
  3. D.h. sie waren Freunde gewesen und hatten zusammen gewohnt. Als dieser SS-Oberst den Onkel sah, sagte er… – das hat uns Tante Fanja erzählt. Er sagte: „Solange ich Lagerchef bin, ist dein Leben und das Leben deiner Frau … und eurer Tochter außer (Gefahr).“ Dann passierte Folgendes: Dieser SS-Oberst war ein anständiger Mensch, und weil er seinen Freund aus der Studentenzeit traf...
  4. Er wurde nach Berlin geordert und seine Stelle bekam ein SS-Mann von niedrigerem Rang. Dann gab es eine Offensive… Das Lager wurde umstellt und die Baracken in Brand gesteckt. Alle Herausflüchtenden wurden erschossen. Alle verbrannten oder wurden ermordet. So endete das Leben des jüngeren Bruders.