Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Nun komme ich zurück auf die Frage, was das Judentum damals bedeutete. Sie wissen, von Religion konnte (in der Sowjetunion) keine Rede sein. Aber wir aßen Matze an jedem Pessach-Fest. Zunächst war es natürlich nicht möglich, später konnte man sie in der Synagoge bekommen. Wir gingen nicht dahin, aber unser kleiner Sohn, er war 10, ging in die Synagoge und brachte (Matze) nach Hause.
  2. Aber – ich habe im Januar 1947 geheiratet. Wir waren auf dem Standesamt, gefeiert wurde zu Hause. Es kamen viele Gäste, alles war in Ordnung. Da sagte meiner Vater: „Weißt du, ich möchte, dass du unter der Chuppa heiratest.“ Und das mein Vater, der so unreligiös war.
  3. Ich sagte: „Bitte“, mein Mann: „Ja, warum denn nicht?“ Mein Vater telefonierte mit dem Rabbiner. Wie er auf seine Nummer kam, weiß ich nicht. Er regelte es mit ihm, und an einem dunklen Abend gingen wir zu ihm nach Hause. Da stand die Chuppa und alles geschah, wie es sich gehört. Ich unterzeichnete eine Ketubba, ich habe sie leider nicht mehr. So war das Verhältnis zum Judentum in diesen Zeiten.