Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Die Familie meiner Mama – ihr Vater hieß Spewakowskij und stammte aus Tschigirin – hatte dort einen kleinen Laden und zehn Kinder. Die Generation war gesund, alle zwei Jahre kam ein neues Kind. Meine Mama war wohl das siebte Kind, sie waren sechs Schwestern und vier Brüder. Er (Mutters Vater) war auch ein frommer Jude aber nicht so wie der (andere) Opa. Man sagt, er habe sehr gut und in der Synagoge gesungen.
  2. Der ältere Bruder meiner Mama war Offizier in der Zarenarmee und kämpfte im Ersten Weltkrieg. Er wurde auch vermisst. Vier Jahre war über ihn nichts bekannt, 1919 tauchte er plötzlich auf, ihm war nichts passiert. Als Kind sah ich ein Foto von Kriegsgefangenen, (darauf war) er Kapo unter den Kriegsgefangenen. Kennen Sie das Wort?
  3. Und er kehrte jung und gesund zurück, sodass alle glücklich waren. Einen Monat später starb er einen furchtbaren Tod. Eine Bande zog durch ihre Siedlung, er ging nach draußen, um zu sehen, was los ist. Und sie mähten alle wahllos nieder, nicht nur die Juden. Das war während der Revolution, Mama wusste nicht, ob es die Weißen oder Roten waren. Man identifizierte ihn nur an seinen deutschen Socken.
  4. Einen Monat später erkrankte die Oma an Typhus und starb. Meine Mutter wurde mit 17 Waise, der Opa heiratete und hatte eine andere Familie. An ihn habe ich überhaupt keine Erinnerungen, sein Foto hängt da. Meine Mama kümmerte sich um die kleineren Kinder, das jüngste Schwesterchen war damals sieben, Tante Wera war zwei Jahre jünger als meine Mama und Onkel Boris auch…. So war das Schicksal meiner Eltern.