Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Es dauerte lange bis zur Eisenbahnstation Rusajewka, die nicht weit von der Wolga liegt. Wir fuhren wohl zwei Wochen dahin. Und da sagte man uns: Die Leute im Zug kommen in einen Kolchos in Mordowien. Da fuhren noch Personenzüge durch, man konnte eine Fahrkarte bis Stalingrad oder Kasan kaufen. Weder in Stalingrad noch in Kasan kannten wir jemanden.
  2. Wir wählten aber Kasan aus, kauften Fahrkarten und fuhren dahin. Das war nicht weit weg. Im Bahnhof von Kasan gab es viele Leute wie wir und zwei oder drei Tage hielten wir uns in einem kleinen Park vor dem Bahnhof auf. Meine Tante war Mathelehrerin an einer Kiewer Schule gewesen…
  3. Ich weiß nicht, in welcher Behörde sie dann war, aber sie erhielt eine Arbeitsstelle in einem Ort bei Kasan, 10 Kilometer entfernt. Und wir zogen dorthin. Meine zweite Tante – sie war mit dem Onkel verheiratet, der an der Front war – sagte bald danach, sie wolle nach Perm. Sie hatte dort mit dem Onkel nach dessen Hochschulabschluss gelebt.
  4. Und ich ging in die Uni und wollte mich an der Fakultät für Physik einschreiben lassen. Mir wurde aber gesagt, dass ich wegen meines Fragebogens an der Fakultät für Physik nicht zugelassen werde. Ich könne jedoch Chemie studieren. Und ich wurde an der Fakultät für Chemie an der Kasaner Uni aufgenommen. Es war nicht so schlecht, wie es scheinen mag.