Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ob ich Befürchtungen gehabt habe? Nein, ich hatte keine, als ich nach Deutschland abreiste. Wir wanderten aus, als es in Leningrad sehr schlecht lief, sogar noch schlimmer als heute. Das war in einer Zeit, als die Geschäfte leer waren.
  2. Das war aber nicht die Hauptsache. Die Hauptsache war… Natürlich waren die Erwartungen höher, als es dann gekommen ist. Ich bin aber im hohen Alter hier angekommen und begriff, ich kann in Deutschland keine Arbeit finden.
  3. Allerdings glaubte ich, dass es mit Deutsch einfacher gehen würde. In Wirklichkeit stellte sich das Deutsche als eine sehr schwere Sache heraus, die ich doch nicht habe erlernen können.
  4. Wenn wir ganz am Anfang noch versuchten deutsches Fernsehen zu schauen, so sehe ich heute öfters das russische. Denn ich weiß: Im deutschen Fernsehen verstehe ich nur die Nachrichten. Schlechte Filme mit Schießereien will ich nicht sehen und gute Filme sind für mich unzugänglich.
  5. Dafür ist mein Sohn (hier in der Nähe)… Wenn es mir sehr schlecht zu Mute ist, schalte ich das russische Fernsehen ein. Ich lebe alleine und wenn ich mich einsam fühle, schalte ich das russische Fernsehen ein.
  6. Und ich denke: Ja, ich fühle mich einsam (hier), aber (mein Sohn) Sascha lebt nicht (mehr) dort. Und (mein Enkel) Pawlik hat keine Vorstellung vom dortigen Leben. Er war acht, als er von da fortgebracht wurde. Er ist Europäer.