Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich sah rumänische und italienische Soldaten, die meisten waren natürlich deutsche Soldaten. Nach der Teilung des Besatzungsgebietes gehörte Shmerinka formell zu Rumänien, faktisch stand es aber unter deutscher Leitung. Wie ich schon als Junge verstand, schätzten die Deutschen die Rumänen gar nicht. Denn man sah, welche Kleidung die Rumänen trugen, im Vergleich zu den deutschen Soldaten…
  2. Ich habe nichts gegen Rumänen, im Gegenteil: Es war gut, dass die Rumänen da waren, wenn auch formell. Sie deportierten und mordeten aber ebenso. Ich kroch unter dem Stacheldraht (aus dem Ghetto) hinaus und ging unter Lebensgefahr zu den deutschen Zügen, denn wir bekamen nichts zu essen und verdienten nichts. Manche wurden einfach so schwach, dass sie starben, man hatte nichts zu Essen.
  3. Auch zu Heizen gab es nichts. Die Reicheren konnten einen Passierschein für 30 Mark kaufen und Sachen auf dem Markt verkaufen oder für Essen eintauschen. Wir hatten aber nichts. Der Vater wurde zur Arbeit in der Ziegelfabrik getrieben. Da bekam man nichts zu essen, nur Wasser. Wenn er die Arbeitsnorm nicht schaffte, wurde er geschlagen. Er kam immer verbittert und geschlagen nach Hause.
  4. Ich kann mir vorstellen, wie er innerlich kochte. Deswegen ging er nach der Befreiung in (die Armee). Er war dienstuntauglich, bat aber um Aufnahme. Und er ist da gefallen. Er musste es nicht, sagte aber: „Doch, ich gehe!“ Nach dem Erlebten war seine Wut wohl übergroß. Er verließ uns vier Kinder. Ob es richtig war oder nicht? Ich kann ihn nicht verurteilen. Denn ich war nicht in seiner Haut…