Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Wir haben zwei Kinder und Gott sei Dank vier Enkel. Wir leben (aber) alleine. Wir kamen hierher in der Hoffnung, dass unser Sohn zu uns kommt. Vor elf Jahren war er noch jung, 27 Jahre alt. Seine Frau war 21 oder 22. Er war dann hier und sah, dass er die Sprache lernen muss. Ihm gefiel das nicht, er sagte: „Was soll ich hier machen? Ich muss mit allem neu anfangen.“
  2. Zu dieser Zeit hatte er schon zwei Kinder, eins aus der ersten Ehe und eins aus der zweiten. Jetzt hat er schon drei Kinder, der kleine David ist dazu gekommen. Und wir können aus einem einfachen Grund nicht (zu ihm), weil unsere Rente da (in der Ukraine) nicht ausreichen würde. Außerdem haben wir da nichts, keine Wohnung, kein Hab und Gut.
  3. Die Rente, die dort gezahlt wird, reicht nicht einmal aus fürs Wohnen. Also, man muss wieder etwas unternehmen oder ist vom Sohn abhängig. Der Sohn hat aber eine eigene Familie, seine Frau arbeitet nicht und kümmert sich um die Kinder. Deswegen ist es sehr schwer. Dazu kommt die heutige Krise. Er ist Unternehmer, schläft nachts nicht und arbeitet die ganze Zeit, um irgendwie zu überleben.
  4. (Hier) führen wir bisher ein komfortables Leben. Die medizinische Versorgung ist absolut kostenfrei. Allerdings die Medikamente, die wir benötigen… Wir sehen es aber ein: Heute in der Krise schnallen alle den Gürtel enger, so tun auch wir das ein wenig. Aber egal, was sich hier auch verschlechtert, die Alten haben es dort drüben zehnfach schlechter. Allein wegen der Umwelt lohnt es sich hier zu leben.