Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Die Finsternis verdichtete sich immer mehr. Sie wissen, zuerst gab es Kritik, dann kam die „Ärzteverschwörung“. Die Gespräche im Lehrerzimmer zu hören… Meistens waren das die Lehrer der unteren Klassen, weniger gebildete und kultivierte Menschen. Aber trotzdem… Man konnte hören, Waffen wären in die Synagoge geschmuggelt und dort versteckt worden.
  2. Und andere unglaubliche Geschichten, die sie angeblich ganz genau kannten. Ich versuchte einfach, das Lehrerzimmer zu meiden. Das Schrecklichste aber war das Schicksal meiner Schüler. Etwa, wenn Emma Gerlowina, ein brillantes Mädchen, einen Aufsatz schreibt und wegen schlechter Handschrift eine 5 bekommt.
  3. Sie hatte alle Schulwettbewerbe für Literatur gewonnen, sie war ein Sternchen. Wenn jemand z.B. von der Physik-Fakultät sagt: „Empfehlen Sie Ihren Schülern nicht, sich bei uns zu immatrikulieren, wir können sie nicht zulassen.“
  4. Wenn Sie sehen, dass für unsere Schüler nur drittrangige Hochschulen übrigbleiben. Unsere Schule lag … (damals) am Issakijewskaja Ploschtschad, die berühmte Schule mit den Löwen. Daher stehen hinter mir zwei Löwen. Die Schule mit den Löwen, ein Palast von Montferrand.
  5. Alles da klang sozusagen wie die Stimme von St. Petersburg und seiner Geschichte. Das war in der Stadtmitte und natürlich waren die Schüler vorwiegend Intelligenzija-Kinder, sie waren intelligent, klug und begabt. Diese klugen und begabten Menschen durften nicht studieren.