Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Und ich konnte nach Moskau zurückkehren. In Moskau beschloss ich an mein Institut zurückzukehren, es hieß nun nicht mehr Planungs-, sondern Wirtschaftsinstitut. Ich begann sofort meine Habilitationsschrift zu verfassen. Ich schrieb ein Buch, es hieß „Die Planung der Anlagekosten“. Ich legte es im Wirtschaftsinstitut der Akademie der Wissenschaften vor.
  2. Denn ich durfte damals meine Arbeit in meinem Institut nicht verteidigen. Dort aber… Ich hatte aber eines übersehen. Ich muss sagen: Der stellvertretende Direktor hatte etwas gegen mich. Es war so: Als ich bei „Gospolitisdat“ war, habe ich sein Buch als unwürdig abgelehnt.
  3. Und er schaffte es… Ich lasse die Einzelheiten weg, das war eine unglaubliche Dummheit. Ich kam nicht durch, keine Habilitation. Ein Jahr später verteidigte ich die Arbeit in meinem Institut, nun war es erlaubt. Und ich habe mich habilitiert, ich war nun Professor Dr. am Lehrstuhl für Planung der Volkswirtschaft.
  4. Das war von langer Dauer. Dann kam ein neuer Direktor, ich habe seinen Namen vergessen. Er war ein unglaublicher Antisemit. Motschalow, ganz richtig! Nach und nach vertrieb er die jüdischen Lehrstuhlleiter. Es lief so: Er schickte eine Kommission zur Vorlesung, sie notierten sich etwas, um das zu kritisieren.
  5. In der Zeit bekam ich das Angebot, die Rechnungsabteilung im Forschungsinstitut für Versorgung zu leiten. Das Gehalt war da wesentlich höher als bei einem normalen Professor. Gleichzeitig kam das Angebot, stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts bei Gosplan zu werden. Kurz gesagt, ich kam in das Forschungsinstitut für Versorgung und leitete die Rechnungsabteilung.
  6. Die Studenten liebten mich sehr. Als ich zum Institut für Versorgung ging, sagte ich dem Lehrstuhlleiter: „Ich bin bereit, die Vorlesungen auch weiterhin nebenbei zu halten.“ Er sagte: „Das geht gar nicht, Motschalow wird das nicht zulassen.“ Also, ich begann dann da zu arbeiten.
  7. In dieser Zeit arbeitete meine Galotschka – nach dem Studium am Institut für Stahl und Legierungen – an einem Forschungsinstitut. Die Arbeit war gesundheitsschädlich. In dieser Zeit bereitete sie sich darauf vor, das zweite Mal Mutter zu werden. Man musste die Lage retten.
  8. Mir gelang es, sie in mein Institut zu holen; in einer Abteilung waren Chemiker usw. gefragt. Das klappte. Und ich selbst ging von diesem Institut weg zum Wirtschaftsinstitut der Akademie der Wissenschaften. Das war ein alter Traum von mir, ich wechselte dahin.