Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Aus den Gesprächen mit den Einwanderern hier, aber auch in Odessa, folgt, dass sie ihre jüdischen „Vorstellungen“ meistens nicht von den Eltern, sondern von den Großeltern hatten. Ich wuchs ohne Großeltern auf. Meine Eltern verwaisten, als sie ganz jung waren, mein Onkel war überhaupt noch ein Kind.
  2. Auch wenn sie sich an etwas erinnern konnten, verlief ihr Leben weit weg davon. Das Einzige war: Meine Eltern sprachen Jiddisch. Sie konnten es noch und unterhielten sich untereinander oder mit anderen ihres Alters in dieser Sprache. Aber weil das (in der Sowjetunion) nicht erwünscht war…
  3. Man findet ja keine offensichtlichen Verbote. Es wurde aber alles getan, um das jüdische Leben zu unterdrücken: Theater wurden geschlossen. Die Veröffentlichungen waren nur antiisraelisch – die, die wir hatten. Ich hörte natürlich wie der Großteil der Bevölkerung Radio: die Deutsche Welle, Voice of America und BBC.
  4. Welche Quellen hatten wir noch… Sehr wenige Bücher, wo das jüdische Leben oder das Leben einer jüdischen Familie beschrieben wird. Meistens wurden sie auf Russisch verlegt. Und sehr selten auf Jiddisch, weil niemand sie las, geschweige denn auf Hebräisch. Sie waren natürlich streng kommunistisch verfasst, sonst wären sie nicht veröffentlicht worden.
  5. Aber man konnte Kenntnisse daraus gewinnen, weil es dort auch Großeltern gab, die als rückständige Leute des „alten Regimes“ dargestellt wurden. Aber ihr Benehmen und ihre Kenntnisse vom jüdischen Leben, daraus gewann ich auch bestimmte Kenntnisse. Denn sonst konnte man sie eigentlich nirgendwo bekommen.