Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. In Plast besuchte ich die vierte Klasse. Nach unserer Ankunft wurden wir in der Wohnung einer alten Frau untergebracht – Nekrassow-Straße 10. Sie hatte zwei Zimmer, in dem kleinen wohnte eine russische Untermieterin.
  2. Das zweite Zimmer war groß, etwa 25 Quadratmeter. Da wohnte sie und unsere ganze sechsköpfige Familie. Irgendwo draußen hatte sie Hühner.
  3. Eines Nachts begann sie zu schreien, sie würde gewürgt. Wir wussten nicht, was los ist. Sie schrie so jede Nacht. Was war los?
  4. Die russische Untermieterin sagte es uns dann: „Die Nachbarn haben ihr gesagt, bei ihr wohnen Juden, die Jesus getötet haben. Deswegen schreit sie, man würde sie würgen.“
  5. Stellen Sie sich das vor! Papa sagte im Stadtsowjet: „Es ist so und so, wir können dort nicht wohnen.“ Und wir bekamen eine andere Wohnung in der Flangowaja-Straße 4. Wir hatten da eine eigene Küche und waren da alleine.
  6. Da gab es Bettwäsche und Töpfe, wir benutzten das alles. Aber es stellte sich heraus: Vor uns wohnte da eine Tbc-kranke Familie. Wir hatten kein (eigenes) Geschirr und benutzten natürlich da alles.
  7. In Folge dessen wurde meine Schwester Polina Tbc-krank. Auch meine Mama und mein Bruder wurden Tbc-krank. Und ich hatte ein Infiltrat in einer Lunge. Wir alle steckten uns an.