Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Es tut mir nur leid, dass ich nicht Deutsch erlernt habe, gleich nach der Ankunft. Aber das klappte irgendwie nicht. Da gab es Deutsch-Kurse für die Älteren, ich besuchte sie (zuerst). Aber als wir nach Köln umgezogen waren, waren diese Kurse weit weg. Meine Beine tun weh, und so kam ich (mit den Kursen) nicht weiter.
  2. Ich kann einiges verstehen, aber… Mit den ganzen Papieren beschäftigt sich meine Tochter, sie regelt alles. Ganz zu schweigen von meinem Enkel, der ihr hilft, wenn sie Probleme hat. Seine Freundin kann sehr gut Deutsch. Also wir… Wie heißt das noch? / Stimme der Tochter: Integrieren uns. / Wir integrieren uns.
  3. Wissen Sie, es war ein großer Fehler, dass in der Sowjetunion Fremdsprachen nicht gelernt wurden. Fremdsprachen sind die Kultur des Menschen. Ich war auf der Schule, als es gerade Deutsch als Fach gab. Aber was haben wir schon gelernt? Übrigens, ich habe es nicht vergessen. Erstens kannte ich die Buchstaben und ich konnte lesen, ich kann es auch heute noch. Außerdem kannte ich 20 bis 30 deutsche Worte. Ich hätte mich weiterbilden sollen, die Umzüge kamen aber dazwischen.
  4. So dachte ich, dass ich schon zu alt sei und es nicht mehr bräuchte. Aber es hätte sein müssen, wie sich gezeigt hat. Ich wünsche es mir sehr. Ich bedauere sehr, dass ich die Sprache nicht beherrsche. Ich kann etwas verstehen, auch einiges aus Ihrer Übersetzung. Das reicht aber sicher nicht aus. Wäre ich erst jetzt gekommen, würde ich die Sprache unbedingt lernen. Sogar mit 80 Jahren, damals konnte ich es noch. Die Zeit ist aber vorbei.
  5. Mein Vater konnte etwas Deutsch, hatte aber keine Gelegenheit (es zu sprechen). Wir hatten eine komplette Werkausgabe von Heine. Er liebte diesen Schriftsteller.