Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Nach dem Studium unterrichtete ich zwei Jahre an einer Schule auf Sachalin. Ich unterrichtete Literatur und Geschichte an meiner eigenen Schule. Sprachunterricht wollte ich nicht geben, obwohl das mehrere Unterrichtsstunden gewesen wären.
  2. Ich wollte Literatur in den höheren Klassen und antike Geschichte in der 5. Klasse lehren. In dieser Zeit schrieb ich ein Referat für die Doktorantur am Lehrstuhl für ausländische Literatur. Damals waren Beatniks, „angry young men“, angesagt.
  3. Ich wurde am Lehrstuhl für ausländische Literatur aufgenommen. Ich beschäftigte mich immer mit der englischen Literatur. Ich wusste ja nicht, dass ich nach Deutschland kommen würde. Und meine Mutter wollte nicht, dass ich Deutsch lerne und überhaupt mit etwas aus Deutschland zu tun habe.
  4. Solange sie klar im Kopf war, hatte sie Angst davor. So beschäftigte ich mich mit der englischen (Literatur) und habilitierte mich über die Romane von Richard Aldington. Die drei Jahre als Doktorandin waren viel intensiver als die Studentenjahre. Meine Mutter war sehr dafür, dass ich nach Moskau gehe. Sie sagte: „Moskau an sich ist eine Universität.“ Sie hatte natürlich Recht, bezogen auf Kultur, Theater, Musik und Ausstellungen.
  5. Ich bin natürlich auch meinen Professoren dankbar. Meine Lehrstuhlleiterin war die Professorin Nina Michalskaja. Ein Buch von ihr ist auch da. Sie war nicht nur meine Chefin, sondern auch Freundin, lebenslang. Sie starb in diesem Herbst. Und mein neues Buch, das ich schon geschrieben habe, widme ich meinen Lehrern, beginnend mit Nina Michalskaja, Boris Purischew, Marija Jelisarowa und Alexander Anikst.
  6. Anikst war Gutachter meiner Habilitation, ich war dann mit ihm sehr befreundet. Alexej Lossew war so etwas wie ein Enzyklopädist, etwas Unerreichbares. Aber ich war unter seinen Doktoranden. Er lud mich zu seinem Jubiläum ein, ich sah dort zum ersten Mal Awerinzew. Die Doktorantur hat mir sehr viel gebracht.