Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Nach dem Hitler-Stalin-Pakt und nach der Teilung Polens marschierten die sowjetischen Truppen in Lettland und Riga ein. Und alle, die nur greifbar waren, wurden verhaftet, auch mein Onkel. Er wurde für zehn Jahre in ein Lager gesteckt.
  2. Die meiste Zeit verbrachte er im Lager in Solikamsk. Zum Glück war das nicht weit weg von Krasnokamsk. Wir wussten, wo er war. Sein Leben wurde gerettet oder, sagen wir mal, verlängert durch die Tatsache, dass er Arzt war. Er hatte zwar vorher nicht als Arzt gearbeitet, hatte aber ein Diplom.
  3. Und er war Lagerarzt, das war eine etwas privilegierte Stellung. Er musste nicht in der Taiga Bäume fällen – im Winter, bei einer Kälte von minus 40 Grad usw. Trotzdem waren die Bedingungen sozusagen schwer.
  4. Er starb 1952, bereits nach der Entlassung aus dem Lager. Er durfte dann aber nicht in einer Großstadt wohnen. Er lebte in Sibirien, er blieb in einem Dorf, wo es praktisch keine Arbeit gab. Er konnte nichts für seinen Lebensunterhalt verdienen.
  5. Der Vater schickte ihm etwas Geld und er lebte nur vom zugesandten Geld. Das war nicht viel, denn dort war alles auch teuer, alles war schwer. Er starb dann jäh an einer Gehirnblutung.