Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ja, und mein (anderer) Bruder… Alle Jungen sollten in eine Arbeitskolonie kommen, denn sie klauten alle. Sie hatten einen Anführer, der sie quälte. Ich lag auf der Isolierstation, und so nahmen sie meinem Bruder alles ab, das ganze Essen. Uns stand dort ein kleines Stück Brot zu und etwas Butter morgens und zu Mittag eine Suppe. Und ihm wurde alles abgenommen, er hatte nichts zu essen.
  2. Und ich konnte nicht gehen, ich aß so gut wie gar nichts. Und so konnte ich meinen Bruder retten. Als die Jungen in die Arbeitskolonie mussten, konnte ich schon etwas gehen. Ich hielt mich an den Wänden fest und ging so. Und ich sagte dem Direktor: „Wie können Sie meinen Bruder in die Arbeitskolonie schicken? Er ist ja kein Dieb, er kommt aus einem anständigen Haus.“ Und dann wurde er um zwei Jahre älter gemacht. Er war damals 12, glaube ich.
  3. Dann galt er als 14-Jähriger, damit er in Arys bleiben konnte. Und er wurde auf die Handwerkerschule geschickt. Während des Krieges arbeitete er dann als „Ölschmierer“. Sie haben ja gesehen, er hatte da eine wattierte Jacke an. Sie schmierten die Buchsen der Eisenbahnwagen ein, die an die Front fuhren. Das waren ja alles Güterzüge. Deswegen hieß er „Ölschmierer“, trug die wattierte Jacke und war verdreckt usw. Aber sie bekamen in der Handwerkerschule immerhin zu essen, und er nahm etwas zu. Vorher hatte er schrecklich ausgesehen.