Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Wir lebten in der Siedlung Newskaja Dubrowka. Viele kennen den Ortsnamen, da gab es sehr heftige Kämpfe um Leningrad. Die deutsche Armee rückte sehr schnell nach Leningrad vor. Und wir wurden von Newskaja Dubrowka nach Leningrad evakuiert.
  2. Mir blieb in Erinnerung, dass wir lange – eine Nacht oder noch länger – in einem Luftschutzraum saßen und auf einen Transport nach Leningrad warteten. Denn die anderen Evakuierungswege waren bereits abgeschnitten. Endlich hatte das Warten ein Ende, und wir kamen auf einem Kahn auf der Newa (in die Stadt).
  3. In Leningrad lebte Mamas Schwester mit einem Kind. Und wir waren dann in einer Wohnung mit ihr, wir wohnten in den Nachbarzimmern. Die Wohnung war riesig, neun Zimmer, und in jedem Zimmer gab es eine Hausfrau. Es gab eine gemeinsame Küche, alle Anlagen waren gemeinsam. Einige Bewohner dieser Wohnung gingen in die Evakuierung, Mamas Schwester und ihr Sohn gingen auch fort.
  4. Aber ungefähr die Hälfte der Bewohner blieb in der Wohnung. Am 8. September 1941 zerstörten die deutschen Luftangriffe die Badajew-Lagerhallen, wo der Lebensmittelvorrat für die Stadt gelagert wurde. Ich weiß nicht genau, das waren (wohl) Vorräte für sechs Monate oder ein Jahr. Jedenfalls wurde alles zerstört und vom Feuer vernichtet. Der Belagerungsring um Leningrad schloss sich.