Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Mein Papa arbeitete die letzte Zeit vor dem Krieg als Redakteur einer Lokalzeitung für den Kraftwerksbau in Newskaja Dubrowka. In den ersten Kriegstagen wurde er zur Front eingezogen. Ich erinnere mich an unser Treffen, wohl das letzte. Ich saß auf seinen Schultern. Das war wahrscheinlich vor seiner Abfahrt an die Front – sonst habe ich keine weiteren Erinnerungen.
  2. Er diente eine Zeitlang in der Armee bei Leningrad. Aus diesem Grund wollte Mama nicht evakuiert werden. Manchmal kam er zu uns und einmal, als es noch ging, fuhren wir ihn besuchen – das war in der Nähe. Und er kam zu uns und brachte etwas Lebensmittel mit.
  3. Und ich weiß noch, im November 1941 kam ein Onkel, der Mann von Mamas Schwester. Er brachte Kartoffelschalen mit. Unsere Freude war unendlich, das war ein Glück. Einmal fanden wir in einem leerstehenden Zimmer – die Bewohner waren fort – eine Packung Mehl. Auch das war ein außerordentliches Glück.
  4. Die härtesten Blockademonate waren November und Dezember 1941 und Januar und Februar 1942. Die Brotration für nichtarbeitende Personen und Kinder betrug 125 Gramm. Das war alles, keinen Krümel mehr. Gerade in diesen Monaten verhungerten die meisten Leningrader.