Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Unsere guten Bekannten gingen (dann) nach Amerika. Die Cousine von Naum (und ihre Familie) – sie wanderten 1989 auch nach Amerika aus und schrieben uns Briefe. Damals warteten die jüdischen Emigranten aus der Sowjetunion lange an den Durchgangsstellen in Rom oder in Österreich.
  2. Sie schrieben Briefe von dort aus, sie lebten lange in diesen Lagern, neun Monate oder noch länger. Und sie konnten sich Italien und Rom anschauen und noch andere Sachen, von denen wir nicht einmal träumen konnten. Bei uns gab es so etwas wie ein Sprichwort: „Paris sehen und sterben.“ Und nun schrieben sie in den Briefen, dass sie Rom u.a. gesehen hätten.
  3. Und ich dachte mir: Wenn ich in der Sowjetunion bleibe, werde ich das nie sehen. Das gab uns noch einen kleinen Ruck. Ja, und der Antisemitismus kroch in der Zeit wieder an die Oberfläche. Dann begann der erste Krieg in Tschetschenien.
  4. Wir bekamen manchmal Anrufe und vielleicht war es als Witz gemeint, vielleicht aber auch ernsthaft: Man sagte, wir sollen die Wohnung räumen, weil sie nötig sei, um die Verwundeten aus Tschetschenien unterzubringen. Das war sehr unangenehm, diese Anrufe. Das gab uns auch einen Ruck, schneller auszuwandern.