Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich persönlich wollte es nicht. Materiell ging es mir gut, ich hatte eine gute Pension und auch eine gute Arbeit. Mein Sohn aber… Oder es war eher sein Schwiegervater, ihn konnte nichts davon abhalten. Mein Sohn sagte: „Ich fahre auch mit.“ Ich fragte meine Frau Emma: „Was machen wir jetzt?“ Sie sagte: „Er ist unser einziger Sohn, wie können wir hier bleiben? Wir folgen ihm, sonst trennen wir uns von ihm.“ So war ich dazu gezwungen, ehrlich gesagt wollte ich nicht auswandern. Mir ging es da gut, ich hatte viele Freunde. Ich fuhr mit wegen meines Sohnes und der Enkelin.
  2. Bei uns in Kiew, in der Tschkalow-Straße 88, war das deutsche Konsulat. Da war ein sehr netter Mensch, er hieß Bruno. Ich weiß es immer noch, so viele Jahre später. Die Warteschlange war aber kolossal, man stand die ganze Nacht, um einen Termin beim Konsul zu bekommen. Denn nach Kiew kamen Leute aus der ganzen Ukraine. Wir mussten auch drei Tage in der Schlange stehen. Dann wurden wir aufgerufen, und erst ca. 4–5 Monate später wurde unsere Einreise hierher genehmigt.
  3. Wir machten uns bereit und schon in Kiew wurde ich Mönchengladbach zugeteilt. Als wir nach Unna-Massen kamen, hieß es, dass wir in jeder Stadt in NRW leben können. Uns wurde aber geraten: Mönchengladbach ist eine sehr gute Stadt, ruhig und grün. Mönchengladbach gefiel mir sehr, unsere Nachbarn waren gut. Wir lebten unter den Deutschen, freundeten uns ein wenig an und besuchten uns gegenseitig zum Kaffee. Wir wurden Freunde, alles war sehr gut.