Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ja, wir machen hier eine schöne Feier zum „Tag des Sieges“. Allgemein gesprochen haben wir ja nicht gegen die Deutschen gekämpft, sondern gegen den Faschismus. Es gab ja auch deutsche Kommunisten und Internationalisten. Hitler hat die Köpfe verdreht… Man kann nicht behaupten, dass das deutsche Volk gegen Russland gekämpft hätte. Das taten der Faschismus und die Hitler-Clique. Das Volk wollte den Krieg nicht, es brauchte ihn nicht, genauso wenig wie die Russen. So waren unsere Beziehungen.
  2. Bei uns in Mogiljow haben Deutsche und Polen gelebt, wir waren befreundet und hatten ein gutes Verhältnis. Daher kann man nicht behaupten, die Deutschen seien schlecht. Ein Volk kann niemals schlecht sein, es ist zu 95 % immer gut und zu 5% schlecht. Das ist genauso wie auf der Straße: 100 Passanten gehen vorbei und fallen nicht auf, einer ist betrunken und fällt gleich ins Auge.
  3. Genauso ist es auch hier. Das deutsche Volk brachte Beethoven, Goethe und Schiller hervor. Das sind große Talente, und Deutschland hatte eine hohe Kultur. Russland hatte übrigens die besten Beziehungen zu Deutschland – bis 1941. Noch am 21.6.1941 standen die Züge mit russischem Getreide in Brest, auch Aluminium wurde nach Deutschland geliefert. 1926 richteten die Deutschen eine Fliegerschule bei uns ein, da wurde das Militär ausgebildet. Nicht nur das: Am 18.6.1941 waren in Brest die Truppen von unserem Panzerbrigadekommandeur Kriwoschejin und von dem deutschen Panzerkommandeur Manstein. Sie machten gemeinsame Manöver, und das noch am 18.6.1941!