Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. 1992 wanderte meine Tochter mit ihrer Familie nach Köln, nach Deutschland aus. Und 1994 kam ich hierher. Nach der Ankunft in Deutschland wurde ich in einem Sportsaal in der Subbelrather Straße untergebracht.
  2. Als Trennwände dienten Bettlaken. Die Dusche war draußen. Zunächst war es irgendwie unangenehm, wenig einladend. Ich wollte zurück nach Russland. Und es kam so, dass ich eine Weile wegen Krankheit bei der Tochter wohnen musste. Sie hatte zu dieser Zeit eine Wohnung usw.
  3. Ich wurde im Heim abgemeldet… Als ich dahin (ins Heim) kam, gab es kein Bett, keinen Schlafplatz. Mein Bett stand an der Tür, gegenüber war die Toilette für alle 80 Leute im Saal. Ich hatte dann einen Herzanfall und kam ins Krankenhaus. Im Krankenhaus wurde meine Tasche mit Geld gestohlen, es war allerdings nicht viel.
  4. Ich sagte: „Na ja, Deutschland… Ich fahre zurück nach Moskau.“ Meine Tochter sagte: „Mama, warte mal. Alles wird sich ändern, Deutschland kann nicht gleich allen alles geben.“ Ich fuhr aber nach Moskau und blieb da eine Weile. Die Tochter sagte dann: „Mama, komm.“ Ich kam (zurück) nach Deutschland. Vor der Abreise (nach Moskau) bekam ich eine Wohnung, irgendwo weit weg. Ich zog dann (in Köln) in die Wohnung ein.
  5. Neben mir wohnte eine Jüdin, die auch alleine lebte. Sie empfing mich sehr herzlich und wir freundeten uns so an, dass wir abends zusammen spazieren gingen. Dann bekam sie Besuch von ihrer Freundin aus Israel. Und ich begann zu begreifen, was Deutschland ist und was es mir gibt.
  6. Ich machte Ausflüge in ganz Deutschland, ich war in Paris, London usw. Ich ging in die Synagoge, begann an Gott zu glauben. Ich verstehe es so: Deutschland ist ein sehr gutes Land für die Älteren und für Kinder. Die mittlere Generation – man nehme das nicht übel – hat hier nichts zu suchen. Denn es ist schwer, Arbeit in seinem Beruf zu finden.