Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Die Rehabilitierung war eine sehr wichtige Etappe und Angelegenheit in meinem Leben. Ich hatte aber meine Ansicht darüber: Ich veränderte mich nicht, ich bin geblieben, wie ich war. Auch vor der Rehabilitierung. Das war ja eine Formalität, die Leute wurden klüger und begannen wahrheitsgetreu über die Staatsangelegenheiten zu urteilen.
  2. Was hatte ich aber damit zu tun? Die Rehabilitierung kam rückwirkend. Und davor, wo war ich davor? Ich, der immer so war. 36 Jahre lang lebte ich mit gebundenen Flügeln. Als ich rehabilitiert wurde… Ich kam einmal nach Hause und wusste schon, dass (ein Schreiben) vom Militärkollegium des Obersten Gerichts eintreffen muss.
  3. Ich öffnete den Umschlag und las es schnell durch, unten sah ich „rehabilitiert“. Ich begann laut aufzuheulen. Das war nicht männlich, ich heulte. Und meine achtjährige Tochter schaute mich an: „Vater heult ganz laut.“ Sie fragte leise: „Papa, warum weinst du?“ Ich sagte: „Tochter, 36 Jahre und zwei Monate. Mir wurden 36 Lebensjahre gestohlen.“