Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich habe die Geburt meines Bruders in Erinnerung… Und ich habe noch in Erinnerung, dass ich mal weglief. Das war so: Wir wohnten im Zentrum. Ich war vier oder etwas jünger. Als Mama die Tür schloss und meine Schwester in der Schule war, überquerte ich eine breite Straße und lief durch den großen Park zum Kindergarten. In wenigen Sekunden war ich weg. Mama suchte nach mir, die Polizei kam usw.
  2. Ich wurde dann gefunden, wie ich in Seelenruhe im Kindergarten frühstückte. Das weiß ich noch sehr gut. Meine Cousine erzählte mir Folgendes: In unserem Haus gab es keine Annehmlichkeiten und das Wasser wurde aus einem Hydranten geholt. Es gab eine große Wanne, in der Mama alle wusch. Die Cousine kam zu uns und Mama sagte: „Komm, Bertotschka, wir waschen dich auch.“
  3. So waren unsere Verhältnisse, wir wohnten in einem sehr kleinen Zimmer, heizten mit Holz und hatten keine Annehmlichkeiten. Also, ich habe in Erinnerung, dass ich mal weglief und dass meine beste Freundin Galja hieß. Sie war ein Mädchen aus der Nachbarschaft, während des Krieges nahm ich ihren Vornamen an.
  4. Ich musste ihn ändern und sagte: „Mama, nenne mich Galja.“ Denn ich liebte sie sehr. Der Kontakt brach jedoch ab, wir sahen uns später nicht mehr. Ich weiß aber, dass ich meine Freundin Galja sehr liebte.
  5. Wir waren nicht wohlhabend. Ich erinnere mich an das lange Zimmer, die Fenster gingen zum Hof. Nach dem Krieg ging ich dahin zurück, das Haus war (aber) zerstört. Meine Mutter fand mich dort. Ich wusste, dass wir dort gewohnt hatten und suchte mein Spielzeug in der Asche. Das war aber bereits 1945.