Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich habe erwähnt, dass wir zu Hause keine jüdische Tradition pflegten. Das war dadurch verstärkt, dass meine Mutter von den sibirischen Juden abstammte. Das war sozusagen ein ganz besonderer Stamm. Sie waren sehr im russischen Boden verwurzelt. Sie waren eine Minderheit und trugen traditionelle russische Namen. Meine Großmutter z.B. hieß Agraphena.
  2. Die Eltern meiner Mutter wohnten in einem großen Dorf, das ich erst als Erwachsener mal besucht habe. Und sie führten dort irgendwie auch kein jüdisches Leben. Ihr Vater war Händler, ein ziemlich reicher Kaufmann. Ihr Dorf hieß Kolywan, es hätte später ein Zentrum in Sibirien werden können.
  3. Aber die Leute da stellten sich als nicht weitsichtig heraus: Als die berühmte sibirische Eisenbahn gebaut wurde, wollten sie nicht, dass sie über Kolywan verläuft. Die Eisenbahn wurde dann woanders verlegt und da lag Nowosibirsk (Nowonikolajewsk). Mein Großvater war scheinbar unternehmungslustig. Er zog als einer der Ersten nach Nowonikolajewsk und baute es mit auf. Sein Haus da ist erhalten geblieben.