Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Die zweite Hälfte der Armeezeit verbrachte ich im hohen Norden, hinter dem Polarkreis und teilweise an der norwegischen Grenze. Da verläuft nicht nur die Grenze zu Finnland, sondern auch zu Norwegen. Einige Monate meines Militärdienstes liefen dort ab. Hier kann ich erwähnen, dass meine heutige Frau mal dorthin kam. Wir hatten uns bereits in der Studentenzeit angefreundet und in den letzten Semestern beschlossen zusammen zu sein.
  2. Mir war es dort langweilig, sie kam und wir haben halblegal (geheiratet). Ich musste eine Erlaubnis einholen, ließ es aber sein… Sie kam für einige Tage um den 1. Mai. Neulich haben wir den 58. Hochzeitstag gefeiert. Wir kennen uns seit 65 Jahren.
  3. Wissen Sie, als ich weit weg hinter dem Polarkreis war, kam ich mal in ein ganz kleines Lazarett, da waren ein Militärarzt und ein Kranker, ein Bett. Ja, so ein Lazarett. Ich lag zwei Tage in diesem Bett. Der Arzt war aus Moskau, ein sehr sympathischer und intelligenter russischer Kerl. Er litt darunter, dass er in die Armee einberufen wurde. Er war Offizier und konnte kaum weg, in diesen Jahren war es jedenfalls so.
  4. Wir verbrachten eine Nacht zusammen, er behandelte mich mit Spiritus und Himbeermarmelade, die mir meine Mutter aus Moskau geschickt hatte. Am frühen Morgen waren wir schon gut angetrunken und er erzählte mir, dass er mit einer Gruppe Militärärzten irgendwelche Lager inspizierte. Er nannte eine monströse Zahl von Gefangenen dort...
  5. Nach der Heirat auf dem Standesamt waren meine Frau und ich… Meine Frau hatte eine sehr gute Freundin, die im Botanischen Polargarten arbeitete. Ich hatte einige Tage Urlaub, damals war ich schon Sergeant und hatte eine schwere Aufgabe gemeistert. Also, ich bekam Urlaub und wir fuhren zu dieser Frau. Unterwegs fuhr unser Bus an Kolonnen vorbei, es waren Gefangene mit Fesseln. Das machte einen gewissen Eindruck…