Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. In der Ukraine lebten viele Nationalitäten. Die meisten waren Juden, Deutsche und Ukrainer. Die Ukrainer bauten Häuser. Die Deutschen stellten landwirtschaftliche Maschinen her. Die Juden waren Schuster, Schneider und Winzer. Besonders aufregend war für uns, wenn eine deutsche Frau heiratete.
  2. Sie kam in unser Dorf und bekam ein schickes Kleid. Wir guckten ins Fenster rein, wie das Kleid genäht wurde. Wenn sie sich im Kleid zum geschmückten Pferdewagen begab, sagten wir: „Sie geht schon!“ Der Kutscher gab dann den Pferden eine ganze Flasche Wein zu trinken. Die Pferde tänzelten, das war sehr amüsant.
  3. Meine Eltern erzählten Folgendes über das Verhältnis zu den Deutschen: 1917 war die deutsche Armee in der Ukraine. Beim Rückzug überließ sie ihre Waffen den deutschen Kolonisten. Während der Revolution gab es sehr viele Banditen. Sobald die Juden wussten, dass bald eine Bande kommt, brach die ganze Familie mit dem Pferdewagen auf, hinten war eine Kuh angebunden. Sie fuhren in die deutsche Kolonie. Warum? Die Deutschen hatten Waffen.
  4. Die Deutschen mit den Gewehren und die Juden mit den Mistgabeln warteten dann auf die Bande. Die Banditen versuchten ab und zu, die deutschen Kolonien zu überfallen. Sie wurden aber abgewehrt und taten das nicht mehr. So war das Verhältnis. Auch nach der Revolution unter der Sowjetmacht blieb dieses Verhältnis bestehen. Denn die Kolchosen kauften die Maschinen bei den Deutschen. Die Juden machten Schuhe und sogar Pferdegeschirr für die Deutschen. Also, es gab keine Probleme.