Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Die Straße war von großer Bedeutung, denn es waren Hunderte Lkws unterwegs. Man versuchte sie mit Traktoren zu ziehen, trotzdem dauerte es sehr lange. Die Deutschen wollten den Straßenbau zu Ende führen. Wir arbeiteten, weil uns nicht bloß Schläge, sondern auch der Tod drohte. Alle arbeiteten sehr energisch.
  2. Plötzlich kam eine Prüfungskommission, drei Männer stiegen aus einem Mercedes aus. Genauso einen Mercedes hatte ich noch in Kriwoj Rog gesehen, mit einem Verdeck. Die Männer waren gepflegt gekleidet, sie gingen mit dem Meister die Straße kontrollieren. Alle SS-Leute liefen zu ihnen und gaben Rapport. Das waren wohl wichtige Chefs. Wir arbeiteten weiter, eine Frau hörte kurz auf, um sie anzuschauen. Ein Chef zog seine Pistole, sagte: „Sie arbeitet zu langsam” und erschoss sie auf der Stelle.
  3. Danach arbeiteten wir noch schneller. Eines Tages wurden wir nicht mehr in unser Dorf geführt. Wir kamen in Ställe und andere Kolchosbauten im Dorf Schirokoje. Unsere Unterkunft war mit Stacheldraht umgeben. Kurz danach erfuhren wir, dass alle in unserem Dorf verbliebenen Leute erschossen worden waren. Es waren nur alte Frauen und Kinder, denn alle jungen Menschen gingen arbeiten, um etwas Brot oder Hirse zu bekommen. Im Dorf wurden über 400 Leute ermordet.
  4. Das waren alle meine Freunde. Ich wurde ja in dieser Kolonie geboren. Die Juden waren damals kinderreich, ich hatte viele Cousins und Cousinen. Ja, da waren sehr viele (Verwandte von mir).