Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Orsk, das waren nur lauter Rüstungsbetriebe. Sie wurden während des Krieges gebaut, die Maschinen wurden (einfach) im Feld aufgestellt, im Winter. Die Arbeiter bedienten die Maschinen im Feld, man baute ringsum Mauern, und so entstand ein Werk. Als ich dahin kam, war alles schon fertig. Ich begann zu arbeiten und zu lernen.
  2. Wie die Stadt war… Das Wohnheim war gut, in einem Zimmer wohnten zwei Leute, es gab einen guten Schrank und so. Auf der einen Seite befand sich ein Lager für sowjetische Inhaftierte. Auf der anderen war ein Lager für deutsche Kriegsgefangene. Die Deutschen arbeiteten meistens auf dem Bau, das war wie Zuchthausarbeit: minus 20 Grad Kälte und ein sehr starker Wind. Das war Zuchthausarbeit. Die sowjetischen Inhaftierten arbeiteten auch da.
  3. Morgens ging ich zur Arbeit. Auf der einen Seite waren die sowjetischen Gefangenen, auf der anderen die deutschen Kriegsgefangenen, alle gingen zum Werk. Die Bewachung bei den deutschem und sowjetischen (Gefangenen) war gleich. Die deutschen Fachleute für Metallverarbeitung hatten es sehr gut.
  4. Ich arbeitete in der Werkzeughalle, zunächst als Lehrling, dann als Schlosser. Sie bedienten dieselben deutschen Maschinen. Viele lernten sogar bei ihnen, unter ihnen waren gute Fachkräfte. Menschen sind natürlich keine Tiere, sie arbeiten und leben zusammen.
  5. Viele Deutschen machten Schmuck aus Patronenhülsen: Ohrringe, Halsketten usw. Die Russen schlossen sich an… Alle wollten etwas dazu verdienen. Die Frauen verkauften den Schmuck auf dem Markt und kauften zusätzliche Lebensmittel und brachten sie (den Arbeitern). Ich sage mal, es kam zu ziemlich intensiven Beziehungen, man lebte zusammen.
  6. Das Leben wurde erträglicher durch die Beziehung zwischen den Russen und Deutschen. Alle aus der Ukraine deportierten Deutschen wurden nach Orsk verbannt. Sie konnten Deutsch, Russisch und Ukrainisch.
  7. Deswegen gab es keine Probleme, das Wichtigste war zu verkaufen und zu kaufen. Im Werk arbeiteten normale Leute, es gab nicht einmal eine Bewachung. Die (Deutschen) wussten, wo ihre Hallen sind, nach der Arbeit wuschen sie sich wie alle usw. Aber so erging es nur denen, die eine gute Ausbildung hatten.