Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich schaute mich nach einem Arbeitsplatz um und sah, dass ein Fachmann in Riga gesucht wird. Ich dachte: „Warum nicht?” Ich wusste nichts Genaues über diese Republik. Ich bewarb mich da. Um dahin zu kommen, war 1955 noch ein Passierschein notwendig. Ich reichte meine Unterlagen ein und fuhr dahin. Das war das Werk für hydrometeorologische Geräte, es ist heute wohl geschlossen. Mir wurde dort ein Arbeitsplatz zugeteilt und ich arbeitete dort.
  2. Ich wurde Meister, danach Hallenleiter. Ich selbst bin Jude… Ich stellte Facharbeiter ein, und wenn ein Jude zu mir kam, bekam er eine Stelle. In meiner Halle arbeiteten drei Juden, sie waren Arbeiter. Der Parteisekretär ließ mich dann zu sich kommen. Er wusste wohl, dass ich Jude bin, er hatte wahrscheinlich meine Papiere durchforstet. Er sagt: „Wassilij Petrowitsch, wollen Sie etwa eine Synagoge aufmachen?” Ich sage: „Für eine Synagoge sind zehn Leute notwendig, zehn Juden müssen da sein, um zu beten. Und wir sind nur vier.”
  3. Ich traf in Riga ein Mädchen, wir haben geheiratet und führten ein normales Leben. Wir haben zwei Söhne. Wir sind bereits 55 Jahre zusammen. Ein Sohn lebt hier, der andere blieb in Riga. Er arbeitet da, anscheinend ist alles gut, obwohl die Lage in Lettland heute schlecht ist.