Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Wissen Sie, ich weiß nicht, wie es in Russland war. Ich kam nach Lettland, das ist ein ganz anderes Land. Es war eine sowjetische Republik, sie war jedoch das Schaufenster der Sowjetunion. Da wollte man das Beste zeigen, da waren viele Seeleute, da ist ja ein großer Seehafen. Die Seeleute sollten sehen, dass man hier sehr gut lebt. Ich würde nicht sagen, dass wir sehr gut lebten, aber viel besser als in Russland.
  2. Die Lebensmittelversorgung war gut, man konnte immer Fisch kaufen, so viel, wie Du willst. Und das Verhältnis zu den Juden war in Lettland anders. Die Letten fühlten sich besetzt und waren nicht so hart den Juden gegenüber. Ich will noch sagen: Am Anfang des Krieges, als die Deutschen nach Riga kamen, ermordeten die Letten 80.000 Juden. Das ist Fakt. Die Mörder zogen dann aber mit der deutschen Armee weg oder wurden von den Sowjets festgenommen und nach Sibirien verschickt.
  3. Die Synagogen wurden in Riga nie geschlossen. Während des Krieges, als die sowjetischen Truppen zurückkamen, eröffneten die überlebenden Juden eine Synagoge. Sie ist immer noch da, sie wurde vergrößert, weil die Synagoge den Besitz der ermordeten Juden zurückbekam.
  4. Also, in Riga ist alles anders. Einerseits wurden reiche Letten, Geschäfts- und Hausbesitzer und Fabrikanten nach Sibirien verbannt. Es gab aber auch reiche Juden, die wurden auch mitverbannt. Das waren wohl bis zu 50.000 Letten und 10.000 Juden.
  5. Diese sowjetische Verbannung im Jahr 1940 rettete ihnen das Leben. In Sibirien hatten sie es sicher nicht leicht, sie alle kehrten aber nach Lettland zurück. Die Kinder und Enkel der (enteigneten) Hausbesitzer bekamen ihren Besitz in Lettland zurück.