Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Wir überlegten nach Israel zu gehen. Aber als das möglich war, war ich schon so krank und alt, dass ich für Israel ungeeignet war. Mit Amerika hatten wir keine Verbindungen, für Amerika ist ja auch ein Bezug wichtig. Und Deutschland nahm die Juden schon auf. Wir waren der Meinung, wenn es nicht gut läuft, kehren wir nach Lettland zurück. Es ist nah, nur zwei Flugstunden. Wir beschlossen es so, wir wollten mehr sehen. Die Reisefreiheit war in der Sowjetunion eingeschränkt, ins Ausland fahren war problematisch, auch finanziell.
  2. Ich sage mal so: Im Leben ändert sich alles. Deutschland hat sich so verändert... Seine negativen Seiten sind jetzt in Moskau anzutreffen. In Moskau laufen SS-Leute rum und diese… Wie heißen sie denn? Skinheads, richtig. Treffen sie einen Schwarzen, so kann er auf der Straße zusammengeschlagen werden.
  3. Ich lese ja russische Zeitungen. Es ist unbegreiflich, was sich in Moskau abspielt. Es wird behauptet, sie hätten den Faschismus besiegt. Aber in Moskau werden alle faschistischen Bücher verlegt, sogar „Mein Kampf” auf Russisch. Für viele ist das so etwas wie die Bibel. Wir wissen, dass Nazianhänger in Deutschland ins Gefängnis kommen können für zwei oder sogar fünf Jahre.
  4. Wir kamen nach Köln, weil unser Sohn schon hier wohnte. Er hat uns Dokumente geschickt, wir fuhren zu ihm. Warum sollten wir in eine andere Stadt? Ich brauche jetzt 20 Minuten, um meinen Sohn und Enkel zu sehen. Sie hatten sich für Köln entschieden. Warum, diese Frage kann ich nicht beantworten. Wir wollten zu ihnen.